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Mittwoch, 28. September 2016

ist Europa wirklich an allem Schuld?

'Europa ist daran schuld'. Dieses Mantra wird bei jeder Gelegenheit aus der Schublade geholt, wenn irgendwo in der Welt etwas passiert. Aber ist dem immer so? Dies scheint doch eine sehr eurozentrische Sichtweise, gepaart mit dem protestantischen Schuldbekenntnis. Dies ist nicht nur falsch sondern gefährlich. Denn während sich einige Leute übertreffen in den Schuldzuweisungen Europas, z.B. in Syrien und Aleppo im Speziellen, schafft der Herrscher des Landes mit seinem Verbündeten vollendete Tatsachen und nutzt jede Chance seine Macht in dem Land zu zementieren. Nie wird von seiner Schuld und die seines Verbündeten gesprochen. Wohl auch weil es nicht in die Ideologie
bzw. Weltbild passt? Und weil man die Schuld der falschen Stelle zuschreibt, wird die Lösung dieses gewalttätigen Konfliktes noch lange, sehr lange auf sich warten. Vielleicht solange bis an die richtigen Schuldigen findet
und dann endlich anfängt das Problem zu lösen oder äußere Umstände eine Beendigung des Konfliktes notwendig machen. Dass Europa für die Taten der Potentaten im Nahen Osten auch noch aufkommen muss, ist absurd. Hier wird zwischen Ursache und Wirkung nicht mehr unterschieden. Wenn alle Menschen aus der Region in einigen Staaten keine Zuflucht finden, mit den Kriegsflüchtlingen Interessenspolitik getrieben wird, Kinder und Alte in dem militärischen Schlachten, wie gegenwärtig in Aleppo, ohne Rücksicht auf Verlust und Menschlichkeit einfach umgebracht oder ausgehungert werden, zeigt, dass diese Staaten, die erst sich aus osmanischer Herrschaft befreit haben und dann die europäischen Befreier nach Hause geschickt haben, keine funktionierende Gesellschaft und Staat mit einem menschenwürdigen Ansatz gefunden haben. Dass nun Bewohner dieser Region flüchten ist nachvollziehbar. Aber warum sollen und müssen die Europäer nach den Regeln dieser Gesellschaften mit den Religionen und Traditionen leben? Das Argument der Bereicherung und Vielfalt der Kulturen ist doch eine Falle und treibt Europa in die gleiche Lage, wie die Heimatländer der Flüchtlinge. Gleichzeitig wird das angebliche westliche Wertesystem in Europa doch in Frage gestellt und von den Politikern als Lippenbekenntnis gefordert aber nicht umgesetzt. Eine Integration in diese Gesellschaft mit dieser Verfassung ist wie eine Loch bohren in eine amorphe Masse. Es wird in der Debatte gar nicht die Fehler und Irrwege der Gesellschaften des Nahen Ostens diskutiert, sondern nur die eigenen und die eigene Schuld betont.

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