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Montag, 12. September 2016

Gibt es noch ein Idyllisches Leben auf dem Land?

Während in den Nachkriegsjahren die französische Landschaften und Dörfer für Deutsche eine Idylle verkörperten, die schon einer Verklärung gleichkamen, waren die deutschen Dörfer für die gleichen Personen eher ein Synonym für Miefigkeit, Provinzialität und Ewiggestrigkeit. Dies mag vielleicht am Wetter gelegen haben. Dafür trifft den deutschen Dörfern aber keine Schuld. In Frankreich wurde die Landwirtschaft und das Leben auf dem Lande lange Zeit hochgehalten bzw höher geschätzt als in Deutschland, mit Ausnahme der Menschen am französischen Hofe und einigen Personen in der hohen Kultur (s. Voltaire Reisebeschreibung bei Bielefeld). Vielleicht ist die Hochachtung auch ein Ausdruck der Dankbarkeit für die Herstellung von guten Lebensmitteln. Die deutschen Bauern wiederum sind nicht verantwortlich für die industrielle Weiterverarbeitung ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse. Während der Kriege hat die Landwirtschaft und die ländliche Bevölkerung die Großstädter mit Sonderlieferung unterstützt (bspw. Äpfel aus dem Warburger und Paderborner Raum für Kinder im Ruhrgebiet in der Zeit zwischen 1915-1920). Die Erinnerung daran ist aber dort verloren gegangen. Dagegen wurden die Kohlelieferungen nach Hamburg, speziell für die Theaterbühnen, in der Nachkriegszeit mit den Ruhrfestspielen in Recklinghausen belohnt. Aber die Zeiten ändern sich und in Frankreich wird gegenwärtig die Zukunft geplant ohne eine flächendeckende Landbevölkerung, weil sie nicht so zur Volkswirtschaft beitragen, wie die Ballungsräume. Ohnehin sind schon die Bars, Cafés und Geschäfte in vielen französischen Ortschaften verschwunden. Die ländliche Bevölkerung verdient weniger als in den Großstädten, die Kaufkraft ist schwach, die Gebäudeleerstände sind hoch. Es dort ein Wüstfallen ganzer Ortschaften und Landstriche. Der französische Urbanist Daniel Behar spricht von einem territorialem Zapping und meint damit, dass die ländlichen Bewohner nicht notwendigerweise ihre Kreisstadt als Einkaufszentrum oder Arbeitsplatz auswählen sondern andere Orte, die vorteilhafter sind. In Deutschland wäre dies beispielsweise an den Grenzen zweier Bundesländern der Fall. Hier einige Verweise [1] [2] [3] zu Texten in französischer Sprache.

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